Das heilige Theater – Was sollte ich eigentlich zu einer Arbeit sagen, die sich das heilige Theater nennt - sind es doch nur Holz, ein paar Schrauben, ein bisschen Pappe und Farbe? - Jedoch – ins rechte Licht gerückt – sind es diese Materialien, die die Welt bedeuten. - Es ist die Inszenierung einer Welt.


Panzer jagen sich, ein Flugzeug kreist am Himmel, Soldaten stehen bereit – doch alles nur ein Spiel! Wie ein Spielzeug steht es da, verlockt es ausgepackt und in Betrieb gesetzt zu werden, verführt – wie das Leuchten der Kinderaugen angesichts des neuen, ja noch nicht einmal aus der Verpackung genommenen Spielzeugs, präsentiert wie die verführende Verheißung, der Schein des Lichts - stets bereit zu einem neuen Spiel.


Der Künstler - der Schöpfer – ein Verführer mit Schere und Papier. Er ist der Dramaturg, er blendet und schafft, er ist der Schöpfer – der Welt in einem Modell. So Schafft er, mit jeder neuen Kiste eine neue Szene, ein neues Spiel, ein neues Modell.


Die Arbeit eröffnet auf diese Weise zahllose Varianten, Spielarten und Dramaturgien. Der Künstler – der Kombinator immer neuer Inszenierungen, neuer Ideen. So formieren sich die Gedanken nicht etwa als fertiges Bild, sondern als Teil eines Stücks, als die einzelne Szene einer großen Dramaturgie.

Die Präsentation in ihren Kisten ist damit nur die letzte Konsequenz, präsentiert sich doch nicht etwa die Utopie einer fertigen Welt, sondern lässt den Raum für weiteres Denken, und für das weitere Spiel. – Die Bestandteile der Arbeit, Szenen im großen Theater, sie werden zum Baukasten der  Vorstellung, - zur großen Phantasie.

Und in der Phantasie - in diesem Spiel - fiebert man mit dem Helden kurz vor dem tödlichen Sprung, und dem Piloten in ständigem Fall, wie auch der Betrachter eines Bühnenstückes an die Echtheit einer Inszenierung glaubt. So fiebert auch er mit dem Helden der Bühne in tödlichem Spiel und so stirbt der Schausteller am Abend der tausendfachen Tode, doch - am nächsten Tage, - so weiß der Betrachter - ist alles wieder vorbei.


Der Satz „alles nur Inszenierung“ wird zu einer befriedigenden Gewissheit, sind doch die Welt des Theaters wie auch die Welt des Künstlers nur Inszenierung, sie sind das ernste Spiel, - sind alle nur ein Modell.


- Und die Kisten? , sie werden verpackt, bis an anderem Tage die Inszenierung von neuem beginnt.



Das heilige Theater